In meiner heutigen Ausgabe der Serie «Selbstständig werden» stelle ich Euch eine Frau vor, die Gründerinnen unterstützt, ihre Selbstständigkeit strukturiert und erfolgsversprechend anzugehen: Nora Brumm. Vor vielen Jahren stiess ich auf ihren ästhetischen Instagram-Feed «foundbyheart» . Inzwischen kennen wir uns auch privat und ich durfte Noras Weg in die Selbstständigkeit mitverfolgen. Ich bewundere ihre Disziplin und Geradlinigkeit, aber auch die wunderschönen Bilder, die sie als Fotografin für Ihre Kundinnen schiesst.
Am besten lasse ich sie gleich selbst zu Wort kommen:
Wie lange bist Du schon selbstständig erwerbend und mit was verdienst Du genau Dein Geld?
Seit 2018 bin ich Teilselbstständig: Neben der selbstständigen Arbeit als Fotografin ging ich «nebenbei» mit einem 80%-Pensum einer fixen Arbeit im IT- & Werbebereich nach. Anfangs 2020 habe ich mir meinen Traum verwirklicht und bin in die totale Selbstständigkeit gesprungen: Ich bin ein klarer «Multipassionate»; ich arbeite als Fotografin, digital Storyteller und Beraterin für nachhaltigen Erfolg für GründerInnen und Einzel- resp. KleinunternehmerInnen.
Wie bist Du dazugekommen; war es mehr Zufall, oder ein Plan, eine Vision, eine Strategie?
Ich würde eher sagen, es war angeboren. Ich empfand viele Jobs nach kürzester Zeit ‘zu normal’, ja schon fast langweilig, und habe als Ausgleich mit Innovationen um mich geschossen. Nur selten wurden meine Pläne gehört und so habe ich quasi jeden Job stumpf und leicht frustriert verlassen.
Das fehlende Vertrauen meiner Arbeitgeber hat mich schon früh mit meiner Vision auseinander setzten lassen
Das von den Firmen fehlende Vertrauen hat mich schon früh mit meiner Vision auseinander setzen lassen. Schlussendlich war es aber doch der Zufall respekitve das Schicksal, welches mich zur Selbstständigkeit motiviert hat.
Wolltest Du schon immer selbstständig erwerbend sein?
Ganz klar ja. Ich liebe es, mein eigener Chef zu sein, meine Erfolge zu feiern und Misserfolge zu reflektieren. Dieser Satz kommt mir zwar so einfach über die Lippen, ist in Wirklichkeit jedoch jeden Tag eine recht grosse Herausforderung. Es ist tatsächlich schwierig, sich auch über kleine Erfolge zu freuen und Fehler oder Misserfolge nicht überzubewerten.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Entscheidung, Dich selbstständig zu machen, reagiert?
Da war die ganze Bandbreite dabei: Von «Längst überfällig, schenke keiner Firma mehr dein Engagement, wenn es dich unglücklich macht», über «Bist du wahnsinnig, im Pandemie-Jahr den Sprung zu wagen?» oder «Du machst eh dein Weg, du machst alles, was du tust, so gut.»
Ich habe aber mehrheitlich Zuspruch erhalten. Und den Zweiflern konnte ich ziemlich schnell zeigen, dass es für mich die beste (und gesündeste!) Entscheidung war.
Gab es einen Schlüsselmoment, wo Du wusstest «Jetzt habe ich es geschafft»?
Was bedeutet schon, es geschafft zu haben?
Meine Vision ist grösser, als der Fact «mich selbstständig zu machen». Darum habe ich es gewissermassen nie geschafft.
Ich habe es geschafft, nach nur 6 Monaten und mitten in der Pandemie ein Foto- und Beratungs-Business erfolgreich aufzubauen.
Um es aber auf meinen Start in die Selbstständigkeit runterzubrechen: Ja, ich habe es geschafft. Ich habe es geschafft, nach nur 6 Monaten und mitten in der Pandemie ein Foto- und Beratungs-Business erfolgreich aufzubauen.
Was waren die grössten Hürden auf diesem Weg?
Können wir diese Frage überspringen? Nein, das war natürlich nur ein Spass…
Die Hürden in meiner Selbstständigkeit zeichnen sich leicht wiederkehrend ab: Wie findet man die Balance zwischen coolen, bezahlten Herzens-Jobs und wichtigen, prestige-trächtigen (allenfalls gut bezahlten) Okay-Jobs? Ich bin klar der Meinung, dass es beide Arten von Jobs wichtig sind, weil «nur toll» gibt es glaube ich nicht.
Ich bin sehr stark in den Finanzen und verspüre keine Angst, ob ich die nächsten Monate überlebe. Trotzdem ist es täglich, zumindest innerlich, ein Thema, ob es denn tatsächlich genügend Aufträge sind – das ist leider nur teilweise finanziell planbar.
Und eine persönliche Hürde: Plötzlich ist das ehemalige Hobby – die Fotografie – mein Beruf. Das ändert einiges, auch im Privatleben.
Was sind die schönsten Momente in Deinem Berufsalltag?
Beginnend mit der Business Beratung:
Ich begleite GründerInnen und EinzelunternehmerInnen nachhaltig auf ihrem Weg zu mehr Effizienz und langfristigem Erfolg. Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als unstrukturierte Prozesse, drei Arbeitsschritte, die eigentlich in einem gemacht werden könnten, oder unendliche To-Do-Listen, die gar nicht mehr zum Abarbeiten motivieren. Ich begleite sie auch in strategischen Aspekten, ob das nun ein Vermarktungskonzept oder das Social Media-Setup sein soll. Meine Kunden stecken meist in einer Blase und am Ende eines Beratungs-Tages sehen sie riesige Fortschritte! Das ist ein wunderschönes Gefühl für mich.
Wenn ich die Kamera in der Hand habe und vor mir eine Persönlichkeit steht, die Spass am Leben und ihrem Business hat, dann muss ich mir echt manchmal eine Freudenträne verkneifen.
Sobald der Kunde im Hintergrund richtig ‘aufgestellt’ ist, folgt z.B. das Personal Branding Shooting. Gopf, wenn ich die Kamera in der Hand habe und vor mir eine Persönlichkeit steht, die Spass am Leben und ihrem Business hat, dann muss ich mir echt manchmal eine Freudenträne verkneifen. Das ist mein Job!
Oftmals sind es auch kleine Portrait-Shootings; Der Fact, das sich jemand ein solches Shooting (manchmal ohne Grund, manchmal für die Bewerbung oder fürs Instagram-Profilfoto) gönnt und diesen Wert bei mir investiert, bedeutet mir echt viel.
Denkst Du, es ist schwieriger, sich als selbstständig erwerbende Frau zu behaupten? Gibt es eventuell auch Vorteile, oder hast Du das Gefühl, dass das Geschlecht keine Rolle spielt?
Ich bin Fan von Frauen. Ich schätze Frauen unfassbar. Und ich habe fast nur Freundinnen. Trotzdem bin ich keine kämpferische Feministin und möchte das auch nicht sein.
Ich bin stark davon überzeugt, dass Frauen genau so weit kommen können, wie Männer – wenn nicht weiter, weil sie beispielsweise einem Kunden mit viel mehr Empathie gegenübertreten. Oftmals sind wir Frauen unsere schlimmsten Kritiker – wir versuchen etwas nicht einmal, aus Angst, jemand könnte die Idee abschmettern. Aber wie oft, waren gerade die Frauen die schlimmsten Gegner? Nein, das Geschlecht darf keine Rolle spielen und genau so gehe ich an eine Sache, an Aufträge und an Herausforderungen ran.
Was würdest Du Frauen empfehlen, die sich gerne selbstständig machen möchten?
Sei strukturiert und fokussiert. Vergleiche dich nicht. Lauf los, aber mit Verstand und einem offenen Herzen. Lass den Perfektionismus hinter dir. Konzentriere dich zuerst auf ein Thema, dein Angebot wird später automatisch erweitert. Hol dir Hilfe und teile deine Gedanken mit neutralen Personen.
Gibt es etwas, was Du uns gerne auf den Weg mitgeben möchtest?
Wer seine Vision lebt, verbringt jeden Tag quasi in einem Tagtraum. Ein Traum, der jedoch nur mit unglaublich viel Herzblut – finanziell und zeitlich betrachtet- funktioniert und unfassbar viel Professionalität abverlangt. Und trotzdem: Vergiss dabei nie, nie, nie Dich selbst!
Danke Dir vielmals, liebe Nora, für Deine Zeit und Deine inspirierenden Worte. In vielen Punkten habe ich meine Arbeitsalltag wiedererkannt und viele Inputs kann ich auch für mich mitnehmen.