Marietta Heldenstab ist freischaffende Gesichtsyoga-Trainerin, eine selbstentwickelte Methode, auch Facies genannt und eine wunderbare Alternative zu plastischer Chirurgie. In dieser Rolle habe ich sie vor knapp drei Jahren kennengelernt. Sie hat an einem Presseevent von Rituals kleine Kostproben gegeben. Der zwischenmenschliche Funken ist sofort gesprungen. Obwohl wir uns in diesen drei Jahren erst drei Mal gesehen haben, tauschen wir uns regelmässig schriftlich aus und es kommt mir vor, als würde ich sie richtig gut kennen. Ich bin sicher, dass das an ihrer unglaublichen Ausstrahlung, Herzlichkeit und gewinnenden Art liegt. Unser gemeinsamer Hintergrund als Freelance-Makeup Artists verbindet uns zusätzlich. Obwohl Marietta offiziell bereits pensioniert ist, sprüht sie nur so vor Energie und ist nach wie vor als Facies-Trainerin aktiv. Ich wollte sie unbedingt für meine Serie «Selbstständig werden» interviewen, denn sie war den grössten Teil ihres Berufslebens als Freischaffende tätig.
Wie lange bist Du schon selbstständig erwerbend und mit was verdienst Du genau Dein Geld?
Seit 30 Jahren arbeite ich als «FACIES». Heute wird das Faceyoga genannt, und wird in Hollywood und von der Vogue gehypt. Facies ist ein Gesichtsmuskeltraining und eine gute Alternative zu Botox und Fillern und das Resultat ist viel natürlicher. Ich bin zudem professionelle Makeup Artistin und arbeite immer wieder als Freelancer für Bobbi Brown.
Wie bist Du dazugekommen; war es mehr Zufall, oder ein Plan, eine Vision, eine Strategie?
Mit 16 begann ich eine kaufmännische Lehre bei einer Versicherung in Chur. Bereits nach kurzer Zeit wusste ich, dass das gar nichts für mich war. Nach eineinhalb Jahren schmiss ich die Lehre hin, denn ich war todunglücklich. Ich zog nach London und arbeitete während acht Monaten als Au-Pair bei einer jungen Familie. Der Vater Pierre war Art Director bei der Filmgesellschaft United Artist und die Mutter Gabi arbeitete als Moderedakteurin bei einer Zeitschrift.
Da ich mit 1,54m als Model nicht in Frage kam, wurde ich Makeup Artistin
Es gingen immer viele Künstler und Models im Haus ein und aus. Diese Welt hat mich fasziniert und inspiriert. Da ich mit 1,54m als Model nicht in Frage kam, habe ich mich entschieden, Makeup Artistin zu werden :-).
Meine Ausbildung genoss ich an Bernd Bauers Schule „Die Maske“ in Köln. Ich habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut.
Visagistin und Makeup Art war meine Passion, mein Leben.
Ich stellte fest, dass das Gesicht der Solotänzerin, im Gegensatz zu ihrem durchtrainierten Körper, viel älter wirkte
Als ich Anfang der 90er für eine Tanzshow das Makeup machen durfte, stellte ich mit Erstaunen fest, wie das Gesicht der Solotänzerin im Gegensatz zu ihrem durchtrainierten, knackigen Körper viel älter wirkte. Das war in einer Zeit vor Botox und Fillern…
Da ich mich durch die Ausbildung in Maskenbildnerei mit den Gesichtsmuskeln gut auskannte, packte mich die Neugier und ich machte mich auf die Suche nach Literatur zum Thema „Gesichtsmuskel Training“.
Das war der Start in meine zweite Karriere. «FACIES.» , das Gesichtsmuskeltraining war geboren!
Ich habe im Laufe der vergangenen 35 Jahre das «FACIES.»-Faceyoga-Programm entwickelt und optimiere es laufend. Seit 10 Jahren habe ich noch Elemente aus dem Hormonyoga in «FACIES.» integriert. Jetzt ist es ein erprobtes, ganzheitliches und sehr wirksamen Faceyoga Programm. Seit 3 Jahren gibt es «FACIES.» auch als FACIESmethod.com-Online Kurs für CHF 98.-.
Wolltest Du schon immer selbstständig erwerbend sein?
Ich denke, das war kein Wunsch in dem Sinne, sondern einfach eine Folge meines Naturells.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Entscheidung, Dich selbstständig zu machen, reagiert?
Am Anfang meiner Selbstständigkeit war ich noch verheiratet. Das war dann eher so ein ausprobieren und spielerisches Experiment.
Nach der Trennung bin ich einfach ohne Fallschirm in die Selbstständigkeit gesprungen
Nach der Trennung bin ich einfach ohne Fallschirm in die Selbstständigkeit gesprungen. Da gab es in meinem Umfeld schon ein paar kritische Stimmen die mich ermahnten, warnten und hellseherische Fähigkeiten an den Tag legten, von denen ich bis dato noch gar nichts wusste…
Gab es einen Schlüsselmoment, wo Du wusstest «Jetzt habe ich es geschafft»?
Es gibt immer wieder diese Momente, in denen ich mir innerlich schon ein bisschen auf die Schultern klopfe. Ich beschäftige mich seit gut 35 Jahren mit dem Trainieren der Gesichtsmuskeln, als noch niemand davon sprach, und habe sogar meine eigene Methode entwickelt. Wenn ich so sehe, was es heute in dieser Hinsicht alles gibt und wie ich den Hype fast verschlafe, dann kann ich sagen: Marietta, FACIES ist ohne Zweifel das beste Produkt mit dem schlechtesten Marketing on earth.
Was waren die grössten Hürden auf diesem Weg?
Das mangelnde Selbstvertrauen und das daraus resultierende mangelhafte Marketing. Ich stehe 200%ig hinter der Methode, aber es braucht unglaublich viel Selbstsicherheit, sich selbst anzupreisen.
Was sind die schönsten Momente in Deinem Berufsalltag?
Wenn mir meine Kundinnen nach 3 Wochen FACIES Training strahlend von ihrem neuen „Gesichtsbewusstsein“, dem neu gewonnenem Selbstvertrauen und einem belebteren Sexleben erzählen, dann sind das auch nach all den Jahren immer noch sehr berührende und erfüllende Momente für mich.
Denkst Du, es ist schwieriger, sich als selbstständig erwerbende Frau zu behaupten? Gibt es eventuell auch Vorteile, oder hast Du das Gefühl, dass das Geschlecht keine Rolle spielt?
Meine Erfahrung ist, dass es als Frau in gewissen Bereichen definitiv schwieriger ist. Meiner Meinung nach gibt es einfach immer noch diese Machos, die das Gefühl haben, sie wissen genau was gut und richtig für uns Frauen sei. Vielleicht haben meine Erfahrungen diesbezüglich auch mit meiner Körpergrösse zu tun.
Ich habe ein ziemlich teures Lehrgeld bezahlt, weil ich nicht ernstgenommen wurde und mich nicht durchsetzen konnte
Auf jeden Fall habe ich ziemlich teueres Lehrgeld bezahlt, weil ich nicht ernstgenommen wurde und mich nicht durchsetzen konnte. In der Zwischenzeit bin ich selbstbewusster geworden und sage nie mehr zu etwas ja wenn es sich nicht richtig anfühlt. Ich denke jedoch, dass die jungen Frauen in dieser Beziehung andere Vorbilder haben und zu mehr Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein erzogen wurden als das in meiner Generation noch der Fall war.
Was würdest Du Frauen empfehlen, die sich gerne selbstständig machen möchten?
Redet nicht zu viel über eure Projekte, solange sie nicht wirklich reif sind. Redet auch nicht mit zu vielen verschiedenen Menschen darüber.
Mich haben all die Ratschläge richtig konfus gemacht
Mich haben all die Ratschläge, «das ist richtig», «das ist falsch», «das musst du so und das anderes machen» etc., ganz konfus gemacht. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr, was ich; Marietta, eigentlich wirklich wollte. Damit geht die Authentizität und ganz viel Energie verloren, die frau nützlicher einsetzten kann.
Was auch wichtig ist, dass frau sich im klaren ist, wieviel Zeit und Energie sie bereit ist, in ihr Business zu investieren. Ausserdem hat ein disziplinierter Mensch bestimmt viel Vorteile als selbstständig Erwerbende/r.
Gibt es etwas, was Du uns gerne auf den Weg mitgeben möchtest?
Vertraut und hört auf euer Bauchgefühl. Wir spüren nämlich genau ob etwas richtig oder falsch ist.
Vertrau dir, sei mutig, sei einzigartig, sei klar und authentisch. Sei DU !