Sarah Andrina Schütz arbeitet als freischaffende Sprecherin, Moderatorin, Schauspielerin und hat eine eigene Künstleragentur für Frauen.
Als Sarah Andrina und ich uns kennenlernten, waren wir jedoch beide noch in der Schule und ziemlich grün hinter den Ohren: Wir besuchten zusammen ein Singlager in Wildhaus und ich träumte von einer Karriere als weltberühmte Sängerin.
Danach haben wir uns aus den Augen verloren, bis vor ungefähr sechs Jahren. Ich arbeitete an der Bar im Plazaklub und plötzlich kam eine wunderschöne, strahlende Frau an die Bar. Sie war mir sofort sympathisch. Als sie aber meinte «Du bist doch Jesca, ich hab Dich immer so bewundert», da verstand ich die Welt nicht mehr! Diese selbstbewusste Schönheit kannte mich nicht nur, sondern ich war angeblich ihr Vorbild? Sie klärte mich auf, und meine Freude war riesig! Seit dann pflegen wir den Kontakt wieder und ich bin richtig stolz auf Sarah Andrina, wie sie ihren Weg als Selbstständige beschreitet.
Sarah Andrina ist einfach eine richtig coole Socke, auf eine gute Art etwas durchgeknallt und unglaublich kompetent, lustig und bewundernswert. Deshalb freue mich mich riesig, dass sie uns im Rahmen meiner Interview-Serie «Selbstständig werden» einen Einblick in ihr Berufsleben ermöglicht:
Wie lange bist Du schon selbstständig erwerbend und womit verdienst Du genau Dein Geld?
Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich die Firma AVAlutions Management gegründet. AVAlutions Management fokussiert sich auf die Betreuung von weiblichen Public Figures, Musikerinnen und Influencerinnen in der Schweiz. Eine langfristige Karriereplanung, Unterstützung im Bereich PR & Öffentlichkeitsarbeit und das gesamte Handling der Kooperationen gehört zu unserem Angebot. Klientinnen wie Dominique Rinderknecht, Lea Lu, Tamy Glauser, Drag Milky Diamond, Sara von der Gasse und verschiedene weitere Meinungsbildnerinnen werden von uns vertreten. Von Frauen für Frauen.
Seit mehr als 10 Jahren arbeite ich als Moderatorin für TV und Event-Formate, aktuell hauptsächlich für digitale, hybride oder virtuelle Events. Ich bin Sprecherin für diverse Werbungen und arbeite als Coach im Bereich Auftrittskompetenz und Selbstmarketing.
Wie bist Du dazugekommen; war es mehr Zufall, oder ein Plan, eine Vision, eine Strategie?
Nach meiner Ausbildung und Tätigkeit in der Privatwirtschaft habe in Zürich Schauspiel studiert. Schon sehr früh habe ich mich um meine Sichtbarkeit in den Sozialen Medien gekümmert und die Akquisition von Aufträgen im Bereich Schauspiel und Sprechen, später für Moderationen selbst übernommen. Daraus resultiert mein Know-How im Bereich Vermarktung und Selbstmarketing und natürlich mein grosses Netzwerk.
Mein Know-How setze ich nun als Managerin und Coach für andere Frauen in kreativen Berufen ein
Die Gründung der Firma AVAlutions Management empfand ich als den logischen nächsten Schritt in meiner Karriere. Mein Know-How setze ich nun nicht nur für mich selbst, sondern auch als Managerin und Coach für andere Frauen in kreativen Berufsfeldern ein.
Auch in meiner Tätigkeit als Moderatorin hat in den letzten Jahren eine Entwicklung stattgefunden.
Zu meinem Kundenportfolio gehören mittlerweile grosse Institutionen und Brands. Ich unterstütze die Kunden und Kundinnen bereits bei der Planung der Gesprächsinhalte und Abläufe. Als ausgebildete Event Managerin (HSLU) sehe ich das «Big Picture» einer Veranstaltung und optimiere das Vorhaben meiner Kunden. Durch diese Arbeit im Vorfeld einer Moderation resultiert eine organische Gesprächsführung und alle Beteiligten fühlen sich wohl.
Freude an Entwicklung und die Bereitschaft zum «next Step» sind bei mir omnipräsent.
Was sind in deinen Augen die Vorteile deiner Selbständigkeit – welche Stärken helfen?
«Mini eigeni Chefin zsiii», die Verantwortung für meine Entscheidungen zu tragen und ohne vorgegebene Dienstwege effektiv und zeitlich flexibel zu arbeiten, sehe ich als die grösste Freiheit meiner selbständigen Tätigkeit an. Ich konnte mich schon immer selbst sehr gut motivieren und meine Ziele aus Eigenantrieb verfolgen. Aus meiner Sicht ist dies ein wichtiger Faktor beziehungsweise ein MUST für eine erfolgreiche Selbständigkeit.
Meine Dienstleistungen unterziehe ich immer wieder einer Reflektion. In welchem Kontext stehen sie zur gesellschaftlichen Relevanz? Diese Bereitschaft zur Selbstreflektion hilft mir um mit meinem Angebot am Puls der Zeit zu bleiben.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Entscheidung, Dich selbstständig zu machen, reagiert?
Ich habe meinen Entscheid zur Selbständigkeit mit meinem Mann sehr lange diskutiert, denn mir sind der Support und die Rückendeckung aus meinem engsten Umfeld sehr wichtig. Ich möchte mich auf die Unterstützung meines Partners verlassen können. Da ich viele Jahre vor meinem Schritt in die Selbstständigkeit bereits freischaffend gearbeitet habe, hat sich mein Freundeskreis schon früh an meine «speziellen» Arbeitszeiten gewöhnt. Sehr oft arbeite ich an den Weekends oder bin phasenweise mehrere Tage unterwegs und zeitlich sehr eingespannt – hier habe ich das Glück, dass mein Umfeld sehr verständnisvoll reagiert.
Gab es einen Schlüsselmoment, wo Du wusstest «Jetzt habe ich es geschafft»?
Jein. Selbstverständlich habe ich vor meinem Schritt in die Selbständigkeit einen Business Plan mit einer Treuhänderin erstellt.
Bereits im ersten Jahr haben wir unsere definierten Ziele bei Weitem übertroffen und konnten die Ergebnisse Jahr um Jahr steigern. Das hat mich natürlich in meiner Entscheidung bestärkt und mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Man darf sich auch für seine Erfolge auf die Schulter klopfen
Ich denke, die Zufriedenheit mit sich und der eigenen Leistung sind äusserst wichtig. Denn genau so wie man sich in der Selbständigkeit Schwierigkeiten eingestehen muss, darf man sich auch für seine Erfolge auf die Schulter klopfen.
Schlussendlich empfinde ich «de Weg ischs Ziel» als stimmigere Aussage für eine lebendige Selbständigkeit als «jetzt habe ich es geschafft.»
Was waren die grössten Hürden auf diesem Weg?
Der Aspekt der Sicherheit war bei mir persönlich ein grosses Thema. Als freischaffende Schauspielerin, Sprecherin und Moderatorin hat man die Möglichkeit bei fehlenden Aufträgen auf die Unterstützung der Arbeitslosenkasse zurückzugreifen. Diese Art von Absicherung hast du nicht mehr als selbständig erwerbende Person.
Der bürokratische Teil der Gründung ist zwar machbar – ich selbst war aber froh um die Unterstützung von Fachspezialist*innen.
Der Umsatzeinbruch ist markant
Aktuell ist die Lage in der Eventbranche extrem angespannt. Das merken natürlich unsere Klientinnen, sowie ich selbst als Event-Moderatorin. Es gibt, wie ich bereits erwähnt habe, diverse digitale Lösungen; der Umsatzeinbruch ist aber markant.
Was sind die schönsten Momente in Deinem Berufsalltag?
Ganz klar das tolle Feedback im Nachgang von gelungenen Kooperationen oder Events. Zufriedene oder sogar begeisterte Kunden werden zu Stammkunden und die weitere Zusammenarbeit auf dieser persönlichen und vertrauten Ebene macht grossen Spass.
Das gemeinsame Entdecken von Potential ist berührend
Im Bereich Management und Coaching freue ich mich immer wieder darüber, wie ich Menschen in ihrem Sein und Tun bestärken kann und darf. Das gemeinsame Entdecken von vorhandenem Potential ist aufs Neue berührend und wunderschön.
Denkst Du, es ist schwieriger, sich als selbstständig erwerbende Frau zu behaupten? Gibt es eventuell auch Vorteile, oder hast Du das Gefühl, dass das Geschlecht keine Rolle spielt?
Zu meinem Job gehört es proaktiv auf das Thema Geld/Gage, den Mehrwert unserer Leistungen für das Gegenüber zu sprechen zu kommen und den besten Deal für meine Klientinnen abzuschliessen. Bei Anfragen von Firmen/Institutionen prüfe ich das Purpose Management – die Werte von mir und unseren Klientinnen sollten deckungsgleich oder sehr nahe bei den Werten des Kunden liegen. Auch da spreche ich die wahrgenommenen Erwartungen des Gegenübers an und lege meine Einschätzung offen.
Das direkte Ansprechen von diesen Thematiken als junge Frau wird nicht immer positiv wahrgenommen
Eine ehrliche Kommunikation ist essenziell wichtig für den Erfolg einer Kooperation. Das direkte Ansprechen von diesen Thematiken als junge Frau, wird nicht durchwegs positiv wahrgenommen. Bei AVAlutions Management unterstützen wir die Frauen bei der Findung der eigenen Stimme. Natürlich gehe ich da als Gründerin und Geschäftsführerin mit gutem Beispiel voran und stehe für feministische Anliegen öffentlich ein. Ein Wandel in der Geschäftswelt ist spürbar und freue mich über diese Entwicklung.
Ich versuche eine gewisse Vorbildfunktion einzunehmen
Ich erlebe immer wieder Rückfragen von jungen Frauen in Bezug auf meine Selbstständigkeit. Es ist eine grosse Lust vorhanden, auch selbst diesen Schritt zu wagen. Ich versuche hier eine gewisse Vorbildfunktion einzunehmen und authentisch über meinen Werdegang und mein persönliches Handling von Up’s & Downs offen Auskunft zu geben.
Was würdest Du Frauen empfehlen, die sich gerne selbstständig machen möchten?
Ich bin eine Verfechterin von guter, gründlicher Vorbereitung. Eine Idee auf den Boden zu bringen braucht Zeit und Geduld. Erstelle einen Business Plan (ggf. mit Hilfe von Profis), spiele verschiedene Szenarios durch. Lass dich nicht beim ersten Push-Back entmutigen. Besprich deine Ideen im Bekanntenkreis, lasse Inputs zu, bleibe aber deiner Kernidee treu. Habe einen klaren Blick für den aktuellen Zeitgeist. Frag dich auch, welchen Beitrag leiste ich mit meiner Dienstleistung für die Gesellschaft.
Vor jeder Firmengründung und/oder erfolgreichem Selbstmarketing steht eine ehrliche Selbstreflektion. Wo liegen meine Stärken, was will ich betonen? Aber auch; wo habe ich noch Schwächen und wie kann ich mich verbessern und: «Meh muess nöd alles chöne, aber wüsse wo mä sich d Unterstützig chan hole»
Gibt es etwas, was Du uns gerne auf den Weg mitgeben möchtest?
…und dann; leg los! “Learning by doing» ist ein wichtiger Teil des Unternehmertums. Ich wachse mit jeder Herausforderung und lerne jeden Tag etwas Neues dazu.
Erfolgreich selbstständig zu sein ist kein Sprint, sondern viel eher ein Marathon
Das Projekt Selbständigkeit braucht «Schnuuf». Ich vergleiche dies oft mit einem Marathon. Erfolgreich selbständig zu sein ist kein Sprint. Teile daher deine Kräfte sorgfältig ein und bereite dich auf eine lange und spannende Reise vor.