
Auf dem heutigen Plan steht ein frühes Abendessen, denn gestern haben wir, etwas versteckt, eine gemütliche Ecke mit leckeren Essständen entdeckt. Da gab es zum Beispiel Bison Burger, asiatische Nudeln mit Hühnchen und Knoblauch und viele weitere Leckereien.
Wir kommen gegen fünf Uhr an und irgendwie liegt bereits eine gewisse Aufbruchstimmung in der Luft. Das Gelände gleicht einem überdimensionalen Ameisenhaufen, und jeder versucht noch möglichst viel „Coachella“ mitzunehmen. Es scheint sich auch niemand mehr gross um seinen Look zu kümmern.
Niemand? Nicht ganz. Es gibt immer noch ein paar Fashionistas auf dem Platz, zu denen ich mich dazuzuzählen erlaube. Ich habe mich für einen technoiden Look, bestehend aus silbrigen Adiletten, einem buntgemusterten Kleid und einem rosa Tenniscap entschieden.
Als erstes möchten wir den Fanartikelstand ansehen. Lektion eins: Mach das unbedingt am ersten, nicht am letzten Festivaltag! Alle Lieblingsteile sind restlos ausverkauft oder nur noch in XXL erhältlich.
Zurück zu unserem Dinnerplan. Soeben haben wir den zweiten Anfängerfehler begangen: Coachella-Sonntag ist nicht gut für Dinner; auch hier ist der grösste Teil bereits ausverkauft. Schlussendlich können wir noch einen Teller mit gedämpften Reis, ein paar Tofuballs mit Aliolimayo und Trüffel-Pommes ergattern. Es ist lecker, aber nicht das, was wir uns erhofft haben.
Nun brauchen wir wirklich guten Sound, der uns wieder in Stimmung bringt! Wir delegieren diese Aufgabe elegant an Major Lazer. Leider geht auch dieser Plan nicht ganz auf. Nicht dass sie keinen gute Show abgeliefert hätten, aber es ist einfach frustrierend, wenn Usher und MØ als Special Guests auf der Bühne stehen und die Technik versagt.
Wir starten einen zweiten Versuch mit Sia: Mission erfüllt! Es war mir nicht bewusst, was für eine brilliante Künstlerin Sia ist. Es ist ihr erstes Konzert seit fünf Jahren. Sie scheint nicht für das Publikum oder den Ruhm zu performen, sondern einzig und alleine der Kunst wegen. Das mag in gewissen Fällen vielleicht ignorant wirken, aber sie macht es auf eine so subtile Art, dass wir voll und ganz in diese unglaubliche Kunstperformance eintauchen.
Während der ganzen Show steht Sia in einer Ecke, sie bewegt sich kaum, Ihr Kopf ist mit einer überdimensionalen schwarz-weissen Perücke mit einem XXL-Pony bedeckt. Parallel brillieren bekannte Schauspieler, wie Paul Dano und Kristen Wiig auf der Bühne mit einer unglaublich ausdrucksstarken Performance. Der künstlerische Effekt wird durch eine perfekte Kameraführung vervollständigt.
Das wäre eigentlich ein angemessenes Festivalfinale, aber wir möchten weder Mike Snow, noch Calvin Harris verpassen. Der Letztere beendet das Festival mit fetten Beats, einer verrückten Lasershow und Feuerwerk.
Was ich an meinem letzten Coachellatag gelernt habe:
– Kaufe Fanartikel am allerersten Tag
– Möchtest Du noch etwas zu essen bekommen, komm früh genug
– Mit dem Coachella ist es wie mit Tattoos, nach dem ersten Mal möchtest Du immer mehr!
In diesem Sinne: Danke Coachella, Du warst wunderbar! Bis zum nächsten Jahr!