Kürzlich durfte ich 48 Stunden in Crans-Montana verbringen und muss Euch ehrlich gestehen: 48 Stunden reichen bei Weitem nicht, um all die möglichen Aktivitäten auszuschöpfen!
ABER: 48 Stunden sind perfekt, um eine entspannende Auszeit zu geniessen, um die Batterien zu laden und um Kunst, Kultur, Natur und sportliche Aktivitäten in der Walliser Berggemeinde Crans-Montana zu erleben.
Crans-Montana
Crans-Montana liegt im französischen Teil vom Wallis auf einem Hochplateau, auf der Südseite der Alpen auf 1495 Meter über Meer. Die Munizipalgemeinde umfasst mehrere Ortsgemeinden, unter anderem «Lens», auf welches ich schon ganz bald zu sprechen komme.
Der Tourismus wurde für Crans-Montana bereits früh relevant; das erste Hotel, das «Hôtel du Parc» eröffnete bereits im Jahre 1893.
Heute ist Crans-Montana nach wie vor eine beliebte Feriendestination, denn es bietet ziemlich viel, was eine Grossstadt zu bieten hat, aber in angenehm, sympathisch und klein, verfeinert mit viel Walliser Charme und gutem Wetter; Crans-Montana gehört zu den Top 10 der sonnigsten Orten der Schweiz.
Ich war noch nie in Crans-Montana. Ich hatte immer das Gefühl, dass es ein bisschen snobby sei…ich sollte eines Besseren belehrt werden.
Vielleicht gründete mein Vorurteil im Fakt, dass eines der bekanntesten Golfturniere Europas, das Omega European Masters, in Crans-Montana stattfindet. Aber Crans-Montana kann noch viel mehr.
Ich habe es als eine wunderschöne Region kennengelernt, mit lustigen und sympathischen Einwohnern, die dem positiven Ruf der bodenständigen Walliser mehr als gerecht werden, wilder und unberührter Natur, Kultur, Sonnenschein, familienfreundlich und unkompliziert.
Begleitet Ihr mich auf meinen 48 Stunden auf dem Walliser Hochplateau?
Tag 1
Anreise nach Crans-Montana
Wir haben uns für eine Anreise mit dem Zug entschlossen.
Normalerweise ist das die viel schnellere und gemütlichere Option, als das Auto: Du hast keinen Stau, kannst den schönen Ausblick bei einem Kaffee oder Picknick geniessen oder gemütlich dösen, ein Buch lesen oder arbeiten.
Crans Montana kann über zwei verschiedene Routen von Sierre/Siders aus mit dem Auto oder dem Bus erreicht werden, sowie mit dem Postauto ab Sion/Sitten; da werden Kindheitserinnerungen wacht (tatüüüütatoooo..!). Zusätzlich führt eine Standseilbahn von Siders nach Montana.
Da wir über Siders anreisen, wählen wir die Standseilbahn:
Mit ihren überdimensionalen Fenstern, tauchst Du sogleich in die zauberhafte Bergwelt von Crans-Montana ein, während sie elegant 927 Höhenmeter überwindet.
Biken in Crans-Montana
Als erster Programmpunkt steht bei uns biken auf dem Plan. Wir leihen uns gut gefederte Mountainbikes und biken ca. eine halbe Stunde downhill zur Gemeinde Lens.
Das ist eigentlich aber nur ein Biking-Appetizer, denn Crans-Montana ist ein richtiges Biker-Paradies. Es warten 11 verschiedenen Mountainbike-Routen auf Dich. Sie erstrecken sich über 2350 Meter Höhenunterschied, die sich über 177 Kilometer Route verteilen, durch eine eindrucksvolle Umgebung mit neun Seen, vier Wasserfällen, viel Wald, Weiden, Gletscher und einem atemberaubenden Bergpanorama.
Kunst in Crans-Montana
In Lens gibt es für uns ein Kunst-Intermezzo und zwar in der Fondation Opale.
Ich war zuerst nicht so erpicht darauf, an einem schönen Sommertag in ein Museum zu gehen. Aber da ich Kunstgeschichte studiere, kam ich zum Schluss, dass es nicht schaden könne, eine Stunde meiner 48 Stunden in Crans-Montana dafür aufzuwenden. Es sollten aber drei Stunden werden, und jede einzelne Minute hat sich gelohnt.
Schon alleine die Architektur der Fondation, entworfen vom 2018 verstorbenen Architekten Jean-Pierre Emery, ist einen Besuch wert. Eine ganze Fassade ist mit Solarpanels ausgestattet und reflektiert den Lac de Louché und das Walliser Bergpanorama.
Das Restaurant der Fondation, das «l’Opale» mit seiner gemütlichen Sonnenterrasse, einer ausgezeichneten und kreativen Küche und einem super Service lässt keine Wünsche unerfüllt.
Zeitgenössische Aborigine-Kunst in Crans-Montana
Aber nun zum eigentlichen Grund, weshalb es sich alleine schon wegen der Fondation d’Opale lohnt, nach Crans-Montana zu reisen:
Es ist eines der wenigen Häuser weltweit, welches sich der Kunst der Aborigines widmet, und dies nicht mit einer ethnologischen Brille, sondern mit einer Brille der modernen Kunst und auf Augenhöhe mit den Künstlern.
Das mag für jene, die sich nicht so sehr mit Kunst beschäftigen, vielleicht normal klingen, aber es ist absolut keine Selbstverständlichkeit.
«DIE Kunst» wird meist sehr eurozentrisch definiert, alles andere wird unter dem Label «Ethno-Kunst» abgehandelt.
Anders so in der Fondation Opale. Generell ist die Kunst der Aborigines seit über 60’000 Jahren nachvollziehbar und somit die älteste kontinuierliche Kunstform. Seit den 1970er Jahren wird von der modernen Kunst der Aborigines gesprochen, also seit dem Zeitpunkt, wo die Kunstform nicht mehr nur traditionelle Hintergründe hatte, sondern wirklich auch als Kunstform praktiziert wurde.
Die Fondation Opale wurde 2018 in dieser Form von der Kunstsammlerin und Präsidentin der Fondation Opale, Bérangère Primat, zum Leben erweckt. Dank ihr hat sich Crans-Montana zu einem Hotspot für Aborigine-Kunst gemausert. Viele der ausgestellten Werke stammen aus ihrer privaten Sammlung und werden auch immer wieder in die grossen Museen der Kunstmetropolen rund um den Globus verliehen.
Die aktuelle Ausstellung «Breath of Life – Das Leben ist nur ein Atemzug» hat sich zum Ziel gesetzt, «Klang» auszustellen: Der Klang der Erde, der durch das Yidaki – besser bekannt als Didgeridoo – erzeugt wird.
Die Ausstellung spricht alle Sinne an, und wird von Video-Installationen umrahmt. Bis am 17. April 2022 könnt Ihr die aktuelle Ausstellung geniessen. Ich kann Dir einen Besuch von ganzem Herzen empfehlen, uns hat die Ausstellung sehr berührt.
Neben der Fondation Opale gibt es noch weitere Möglichkeiten, Kunst in Crans-Montana zu entdecken; alle Informationen findest Du hier.
Das Hotel «Art de Vivre»
Nach den Fondation Opale geht’s in unser Hotel in Montana. Wir logieren im Hotel Art de Vivre.
Der Name klingt vielversprechend und unsere Erwartungen erfüllt. Das Vierstern-Hotel liegt an einer ruhigen Lage, aber trotzdem in fünf Minuten Gehdistanz zum Zentrum Montanas.
Ich fühle mich sofort wohl im hellen und grosszügigen Zimmer. Von unserem einladenden Balkon geniessen wir eine unverbaute Sicht auf das Walliser Alpenpanorama.
Das Badezimmer ist modern und dank einem Fenster muss ich meinen Blick auch beim Duschen nicht von den schönen Bergen losreissen. Das Bett ist gross und bequem und ich schlafe wie ein Fraugöttchen.
Das Frühstück
Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen. Neben regionalen Käse- und Fleischspezialitäten, Champagner, Müsli, einer grossen Brotauswahl und eigentlich allem was das Herz begehrt inklusive einer sehr freundlichen Bedienung, gibt es etwas, was ich in dieser Form noch nie auf einem Buffet gesehen habe: Eine elektronische Saftpresse und daneben eine Schüssel mit Grapefruits und Orangen. Frischer geht frischgepresster Saft definitiv nicht!
Wellness & Fitness
Auch wenn unser Programm ziemlich dicht ist, möchten wir natürlich alle Annehmlichkeiten des Hotels ausprobieren.
Als Erstes steht der Fitnessraum an:
Er ist sehr modern, sehr sauber und hat eine grosse Auswahl an Kardio- und Kraftmaschinen, Freihand-Hanteln, ein Balance-Board, ein Minitrampolin, eine Sprossenwand…und bestimmt noch vieles mehr. Und die wohl unbezahlbarste Sicht auf die Berge.
Ich glaube, dass das Workout hier sogar Trainingsmuffel Spass macht!
Der Wellnessbereich bietet auch viel; würde ich jedoch einen Wellnessurlaub buchen wollen, wäre das Hotel Art de Vivre nicht meine erste Wahl. Als Ergänzung zu Aktivferien, dient der Wellnessbereich durchaus. Neben einem Innenpool gibt es einen Outdoor-Jacuzzi, sowie eine finnische Sauna, zwei Dampfbäder und ein Kaltwasserbecken.
Das Sauna-Häuschen
Die Übernachtung im Hotel «Hotel Art de Vivre kostet ab ca. CHF 250.-/DZ.
Kultur in Crans-Montana
In Crans-Montana gibt es kulturelle Veranstaltungen für jeden Geschmack.
Wir geniessen Sommerkultur, ganz nach unserem Geschmack: Das Wine & Jazz im Ycoor- Garten.
Wine & Jazz der Ycoor-Garten
Jeweils am Freitagabend im Juli und August verwandelt sich die Gartenwiese in eine grosse Outdoor-Apéro-Fläche, mit Tischchen und Picknickdecken und Live-Jazzmusik.
Es treten die verschiedensten Musiker auf; an «unserem» Abend sorgt der Gitarrenjazz des Duos «Swing Maniak» mit Nicolas Fardel und Greg Pittet für den passenden musikalischen Rahmen .
Greg Pittet und Nicolas Jardel vom Duo «Swing Maniak»
Nomen est Omen: Familie Bonvin stellt ausgezeichneten Wein her
Jeden Wine & Jazz-Abend schenken zwei andere lokale Winzer*innen ihren Wein aus.
Madeleine Bonvin vom Weingut Le Tambourin zusammen mit einem Winzer vom Gut Jules Duc & fils
Wir kommen in den Genuss von den Weinen von Jules Duc & fils und vom Weingut Le Tambourin, welches von Ismael und Madeleine Bonvin geführt wird. Und ja, es ist weder ein Witz, dass sie «Bonvin» heissen, noch ist der perfekte Winzername Fake! Wir können es kaum glauben, bis uns erklärt wird, dass «Bonvin» im Wallis etwa dem «Meier» in der Deutschschweiz entspricht. Nichtsdestotrotz, der «Vin» der Familie Bonvin schmeckt «Très bon»!
Essen in Crans-Montana
In Crans-Montana kommen Feinschmecker*innen auf ihre Kosten. Glücklicherweise wurde uns das kürzlich eröffnete Restaurant CaSy empfohlen, und so die Qual der Wahl erspart.
Die Inhaber vom CaSy, Caroline und Sylvain, haben die Corona-Zeit genutzt, um das Lokal von Sylvains Onkel eigenhändig umzubauen; das Resultat ist ein modernes Lokal mit Charme, Alpenchic und einem Augenzwinkern. Caroline bewirtet uns zusammen mit ihrem Team kompetent und sympathisch . Und sie zeigt uns voller Stolz ein Fotoalbum, welches den ganzen Umbau dokumentiert.
Sylvain steht mit seinem Team in der Küche und zaubert leckerer Fusion-Food mit einem mediterranen Touch und eine der besten Holzofenpizzen, die ich jemals probiert habe. Die Karte ist klein aber fein; genau nach unserem Geschmack.
Wir geniessen den Abend bei CaSy sehr und können das Restaurant nur empfehlen.
Fun Fact: Caroline ist die Tochter von Alt-Bundersrat Adolf Ogi
Restaurant CaSy, Rue Louis Antille 11, 3963 Crans-Montana, +41 27 481 17 18
Tag 2:
Wandern in Crans-Montana
Crans-Montana ist ein idealer Ausgangspunkt für verschiedenste Wanderungen: Im Sommer kannst Du 320km Wanderwege entdecken und im Winter kannst Du Dich immerhin über 87km wandernd austoben. Mit dem Postauto kommst Du bequem zu den Ausgangspunkten oder von den Endpunkten von beliebten Wanderstrecken wieder zurück nach Crans Montana. Ein aktuelles Wanderhighlight ist der Wanderweg entlang der Ro-Suone, mit seiner spektakulären Fussgängerhängebrücke, die 2020 eingeweiht wurde.
Wir haben jedoch andere Pläne:
Glücklicherweise findet genau an unserem Crans-Montana Wochenende der jährliche Food & Wanderevent «Food et Bisse» statt.
Wahrscheinlich fragst Du Dich jetzt erstens, wieso ich Dir davon erzähle, wenn es ohnehin schon vorbei ist, und zweitens, was «Food & Bisse» genau bedeutet.
Zur ersten Frage, kann ich Dir nur sagen, dass «Food & Bisse» bereits mehrere Male stattgefunden hat und ich ganz fest hoffe, dass es auch im nächsten Sommer wieder durchgeführt wird. Leider ist das Datum noch nicht bekannt, aber gerne teile ich es mit Dir, wenn ich es kenne, denn das solltest Du Dir auf keinen Fall entgehen lassen.
Um die zweite Frage zu erläutern, musst Du wissen was eine «Bisse» ist:
«Bisse» werden auch «Suonen» genannt und sind historische Bewässerungskanäle im Wallis. Bereits seit mehreren hundert Jahren werden die Gebirgsbäche «gezähmt» und auf das Ackerland und die Weinberge geführt, so dass diese immer schön bewässert werden.
Viele der historischen Suonen werden heute noch genutzt und es gibt sogar Suonenwärter, welche die Suonen in Stand halten.
Entlang der Suonen führen lauschige Wanderwege durch die eindrucksvolle Walliser Natur.
Zwei Stunden wandern und 5 Gourmetstops
Wenn Du nun eins und eins zusammengezählt hast, dann wirst Du wahrscheinlich bereits herausgefunden haben, dass «Food & Bisse» für eine Genusswanderung entlang der Suonen steht. Es sind ungefähr zwei Stunden Nettowanderzeit mit fünf Gourmetstops.
Bei jedem Stop wird ein Leckerbissen angeboten mit einem passenden lokalen Wein oder Bier.
Stop 1: Relais de Colombire Stop 1: Der Wein kommt von der Cave «La Feuille Morte» Stop 2: Oli’s Break & Cave des Oasis Stop 3: Raclette on Tour & Cave Pierre Robyr Stop 4: Le XIX & Cave Cordonier Lamon
Und weil wir es so gemütlich genommen haben, und bei jedem Stop noch mit dem Gastronomen und Winzer ausgetauscht haben, treffen wir prompt zu spät beim Stop Nummer 5 ein, dem Dessertstop der Boulangerie Taillens und der Brasserie La Marmotte. Aber weil wir im Wallis sind, und hier alle so nett und gastfreundlich, lädt uns Nico Taillens höchstpersönlich ein, das Dessert in seiner Boulangerie in Crans-Montana zu geniessen. Da lassen wir uns nicht zweimal bitten…
13 Gault & Millau-Punkte
Wir runden den Tag im hoteleigenen Restaurant «Tout un Art» ab, welches sich mit 13 Gault & Millau-Punkten schmücken kann.
Das Essen ist kreativ, und schmeckt. Die Portionen sind grosszügig, wobei beim Hauptgang das Verhältnis von Fleisch zu den Beilagen nicht ganz stimmt. Nicht aber beim Fleisch wurde gespart, sondern bei den Beilagen.
Aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Optisch und auch geschmacklich überzeugt das «Tout un Art».
Weil das Restaurant in gemütlich-schummriges Licht getaucht ist, werden meine Bilder dem Essen nicht gerecht. Auf dem Instagram-Profil vom Chefkoch Marco Ferraris kannst Du Dir einen Eindruck verschaffen.
Die letzten paar Stunden in Crans-Montana
Nach einer erholsamen zweiten Nacht in den bequemen Betten des Hotels Hotel Art de Vivre und einem ausgiebigen Brunch machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Zürich. Wir nehmen einen Koffer voller Eindrücke, schönen Bekanntschaften und Erinnerungen an kulinarische Höhenflüge mit ins Unterland.
Und wir freuen uns bereits auf unsere nächsten 48 Stunden in Crans-Montana, in denen wir dann vielleicht Wakeboarden, den Seilpark entdecken und Paintball spielen…wer weiss….!
Eines ist klar, langweilig wird es Dir in Crans-Montana bestimmt nie, egal in welcher Jahreszeit und welche Laune der Wettergott gerade verspürt.
Dieser Blogpost entstand in Zusammenarbeit mit Crans-Montana Tourismus und der Agentur Panta Rhei. Der Artikel repräsentiert meine ehrliche Meinung und Erfahrung.