Die Schweiz hat einen Grand Canyon?! Das hat sie, und zwar die Rheinschlucht, die Ruinaulta.
Sie ist zwar farblich etwas anders nuanciert, und auch die Temperaturen sind um einige Grade tiefer als beim amerikanischen Vorbild. Wenn Du aber die beiden «Grand Canyons» grössenmässig auf die Grösse des jeweiligen Landes herunterbrichst, hat der Swiss Grand Canyon seinen Namen mehr als verdient.
Nach meinem erlebnisreichen Wochenende in Crans Montana, darf ich nun auf Einladung der Rhätischen Bahn und dem WellnessHostel 3000 ein Wochenende rund um den «Swiss Grand Canyon» geniessen, die eindrückliche Natur entdecken, auf einer Wanderung und natürlich mit der Rhätischen Bahn, und zwar in einem Zug genau nach meinem Geschmack…aber dazu später!
Zürich – Laax
Am Samstagmorgen treffe ich meine Reisebegleitung, eine gute Freundin und Bloggerin, Andreia am HB Zürich. Der Zug bringt uns nach Chur, danach wechseln wir auf’s Postauto, welches uns durch pittoreske Dörfer bis nach Laax Posta führt. Von dort sind es wenige Gehminuten bis zu unserer Residenz, der Jugendherberge WellnessHostel 3000.
Jugendherberge mit Fünfstern-Wellness
Das WellnessHostel 3000 wurde erst kürzlich, im Dezember 2020 eröffnet. Ich muss zugeben, dass meine letzte Übernachtung in einer Schweizer Jugendherberge mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt (shame on me!).
Nichtsdestotrotz wage ich zu behaupten, dass diese Jugendherberge ausserordentlich ist. Der Eingangsbereich und die Begegnungszone erwecken den Anschein eines coolen Boutiquehotels und die Doppelzimmer überzeugen mit stilvollen Minimalismus.
Wellness
Was diese Jugendherberge aber wirklich einzigartig macht, ist der Wellnessbereich. Neben einem Fitnessraum und einem grosszügigen Schwimmbad, bietet die Wohlfühloase verschiedene Saunen, ein Dampfbad, ein Feuer- und Eisbad, ein KESE Peelingraum, einen Klangraum, Erlebnisduschen, eine Spa-Lounge und stylische Ruhebereiche.
Feuer- & Eisbad Hallenbad Finnische Sauna Entspannungszonen
Das WellnessHostel 3000 liegt ideal: in drei Minuten bist Du am Laaxer See, der zum «sünnele», baden und entspannen einlädt.
Swiss Grand Canyon aus der Vogelperspektive
Als Erstes möchten wir uns einen Überblick über den Swiss Grand Canyon verschaffen. Was eignet sich besser, als dies aus der Vogelperspektive zu tun?
Da wir uns leider keine Flügel wachsen lassen können, nehmen wir den Bus bis Flims Waldhaus Caumasee, und machen uns dann zu Fuss zum auf den Weg zu «Il Spir». Nach einer gemütlichen Stunde Wandern durch einen lichten Wald, am Caumasee vorbei, erreichen wir die Aussichtsplattform. Sie wurde nach der Vogelart der Mauersegler benannt und schwebt 400 Meter über der Rheinschlucht.
Il Spir ich fühle mich selbst fast wie ein Mauersegler.. Die Aussicht auf die Rheinschlucht ist atemberaubend Der türkisgrüne Rhein schlängelt sich durch den «Swiss Grand Canyon» Hast Du das Zügli der Rhätischen Bahn entdeckt?
Die Aussicht ist atemberaubend und ein Teil davon erinnert mich auch an den «Horseshoe Bend» in Arizona.
Wir entdecken die typischen roten Züge der Rhätischen Bahn, die sich durch die Ruinaulta, den sogenannten «Swiss Grand Canyon» schlängeln. Von hier schauen sie wie Spielzeugwaggons aus. Unsere Vorfreude auf den kommenden Tag ist riesig, denn was wir heute aus der Vogelperspektive beobachten, dürfen wir morgen selbst erleben.
Mister Schweiz am Crestasee
Nach einer kurzen Verschnaufpause auf einem der vielen Aussichtsliegebänke, wandern wir weiter.
Es gibt in regelmässigen Abständen Trinkwasserbrunnen und sogar eine saubere öffentliche Toilette..
Alle paar hundert Meter gibt es einen Trinkwasserbrunnen und sogar eine saubere öffentliche Toilette
Am Crestasee gönnen wir uns einen Apéro und sehen prompt Ex-Mister Schweiz Renzo Blumenthal.
Apéro am Crestasee
Eine halbe Stunde Fussweg führt uns nach Trin Mulin, wo wir das Postauto zurück nach Laax nehmen.
Ustria Lags, das Restaurant mit dem authentischsten Personal
Wenn Du im WellnessHostel 3000 übernachtest, dann gönn Dir unbedingt ein Abendessen im Ustria Lags. Was von der Ferne betrachtet wie die «Badibeiz» des Laaxersees wirkt, entpuppt sich beim näheren Hinschauen als Top-Adresse für Feinschmecker.
Das urchig-moderne Interieur sorgt für stilvolle Gemütlichkeit, die Terrasse mit Blick auf den See versprüht Ferienfeeling.
Das Ustria Lags am Tag… …und bei Nacht
Die Karte besteht aus einer Mischung zwischen traditionellen, lokalen Spezialitäten und Fusionküche. Obwohl sie klein und fein daherkommt, fällt uns die Entscheidung schwer, weil alles so vielversprechend klingt. Wir werden nicht enttäuscht. Eine richtige Offenbarung ist für mich das Lavendelcrèmetörtchen mit weisser Schokolade.
12 von 10 Punkten
Als wäre das alles nicht genug, arbeiten wohl die authentischsten und freundlichsten Servicefachkräfte im Ustria Lags. Ein Kellner verrät uns auch gleich der Grund dafür: «Unsere Chefin möchte, dass wir uns nicht verstellen, sondern die Gäste so bedienen, wie es für uns am authentischsten ist. Deshalb sind wir auch alle so motiviert und arbeiten mit Freude».
Das ist doch mal eine Geschäftsphilosophie! Ein Grund mehr, dem Ustria Lags 12 von 10 Punkten zu verteilen…
Zwischen den Laaxer Baumwipfeln
Tag zwei beginnen wir mit einer kleinen Yoga-Session am Laaxer See und stärken und dann am reichhaltigen Frühstücksbüffet des Herbergen-Restaurants «BiBlau», um für unsere heutigen Abenteuer gewappnet zu sein.
Als Erstes steht der Baumwipfelpfad, die «Senda dil Dragun» – Drachenweg- auf dem Programm, der im Juli nach einem Jahr Bauzeit eingeweiht wurde. Er ist mit seinen 1.56km der längste Baumwipfelpfad der Welt und verbindet Laax Murschetg und Laax Dorf. Die meisten Besucher laufen den Pfad hin und zurück. Da wir nicht so viel Zeit zu Verfügung haben, entscheiden wir uns, mit dem Postauto nach «Laax Bergbahnen» zu fahren und den Pfad nur in einer Richtung zu begehen.
Der Höhepunkt zu Beginn
Für mich startet der Pfad mit einem Highlight: einer 73m langen Rutschbahn. Die fünf Franken für zwei Fahrten sind gut eingesetztes Geld, denn der Spassfaktor ist riesig.
Der Weg selbst schlängelt sich auf bis zu 28m Höhe durch den Laaxer Wald und die Baumkronen geben immer wieder einen Blick auf das Dorf Laax frei. Die Strecke wird von lustigen Holzfiguren «bewacht», und Du findest Stationen, mit geschichtlichen Informationen und verschiedenen Plattformen die zu einer kleinen Panoramapause einladen.
Vom Endpunkt aus laufen wir 20 Minuten zurück zum Hostel.
Eine Zeit- & Panoramareise mit der räthischen Bahn
Zu guter Letzt kommt das grosse Highlight unserer Reise: die Fahrt mit dem Erlebniszug durch die Rheinschlucht, die Ruinaulta oder eben, dem «Swiss Grand Canyon». Von Laax nehmen wir den Bus nach Ilanz. Das Besondere am Erlebniszug ist jedoch nicht nur die Strecke, sondern auch der Zug selbst: Er ist sozusagen ein «Vintage»-Zug mit offenen und Old-School-1. Klass-Waggons. Ich bin begeistert und fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt.
Die Fahrt von Ilanz nach Chur dauert 45 Minuten und führt entlang des türkisblauen Rheins, links und rechts strecken sich die bis zu 350 Meter hohen Felsen imposant dem Himmel zu.
Ein bisschen Nervenkitzel
Da wir die Strecke am Vortag von oben analysieren konnten, macht es noch mehr Spass. Trotzdem erschrecken wir kurz, als wir plötzlich durch ein dunkles Tunnel fahren. Ein bisschen Nervenkitzel gehört halt auch dazu…
Die Fahrt ist viel zu früh zu Ende. Hätte ich mehr Zeit würde ich sie wahrscheinlich gleich mehrere Male nacheinander geniessen, denn die Natur und die Aussicht ist atemberaubend, und es gibt so viel zu entdecken, dass einmal fast nicht ausreicht.
Rheinschlucht-Tickets
Wenn Du auch nur Zeit für eine Fahrt hast, dann empfehle ich Dir entgegengesetzte Richtung und zwar von Landquart oder Chur aus nach Ilanz, da Du so von der Stadt in die Natur fährst. Den genauen Fahrtplan findest Du hier. Der Erlebniszug fährt jeweils Samstags und Sonntags bis zum 31. Oktober, danach gibt es eine Winterpause.
Es gibt auch die Möglichkeit, einen Teil wandernd zu entdecken und beliebige Teilstrecken mit dem Erlebniszug zu geniessen. Du brauchst dazu nur ein gültiges 2. Klass-Ticket, ein GA oder eine Tageskarte.
Möchtest Du Dich während eines Tages nach Belieben rund um die Rheinschlucht bewegen, mit Bahn und Postauto, kannst Du bei der Rhätischen Bahn spezielle Rheinschlucht-Tickets erstehen.
Gerne wieder aber…
…aber definitiv etwas länger. Dieses Wochenende war wie eine Apéroplatte voll von leckeren Häppchen. Ich kann jedes einzelne Häppchen als vollwertige Mahlzeit empfehlen, also mit Zeit und Muse. Die Region bietet so viel Spektakuläres und ich freue mich schon auf meinen nächsten Ausflug mit der Rhätischen Bahn ins schöne Bündnerland.
Hier kannst Du ganz viele weitere spannende Aktivitäten in der Region entdecken und auch gleich buchen. Und lass mich doch wissen, was Deine persönlichen Highlights sind….