Ich bin unter anderem nach Chile gereist um meinen Beauty-Horizont zu erweitern und neue Inspirationen zu finden. Santiago, eine moderne Stadt im beautybewussten Südamerika war für mich eine Inspirationsgarantie. Leider wurde ich ziemlich schnell ernüchtert. Die geplanten Streetstyle-Bilder wurden zwecks mangelnder Motive annulliert und auch sonst blieb mein Style-Horizont ziemlich dort wo er war.
Ich habe in verschiedensten Vierteln nach spannenden Individuen Ausschau gehalten, aber niemand ist aus der Masse herausgestochen. Ich habe null Individualismus entdeckt. Einzelne Kleidungsstücke sind vielleicht noch originell, aber so langweilig kombiniert, dass es einem das Gesicht einschläft. Als Schuhe sieht man meist billige Plastik-Flipflops, oder die Steigerung davon; Plateau-Plastikflipflops. Das Ganze mit viel zu engen oder viel zu weiten T-Shirts und unscheinbarem Beinkleid kombiniert. Was fast alle jungen Leute tragen sind Gürteltaschen und zwar ganz traditionell um die Hüfte getragen. Auch sehr praktisch und diebstahlsicherer als normale Handtaschen. Das ist schon so oldschool, dass es fast wieder als Trend deklariert werden könnte.
Nach ein paar Tagen habe ich die New Yorker Filmemacherin Sara kennengelernt, die nach Chile ausgewandert ist und mich mit ihr ausgetauscht. Auch sie hat mir meine Beobachtungen bestätigt, und mir verraten dass sie sich hier manchmal style-technisch zwanzig bis dreissig Jahre zurückversetzt fühlt.
Ein paar Tage später traf ich die PR-Lady Andrea. Sie war stilbewusst gekleidet (welch Wohltat für meine geschundenen Augen!). Nicht super freaky, nicht super individuell, aber sportlich-elegant und stylisch. Coole Sommerschuhe mit Holzsohle und grober Goldschnalle, enge Röhrchenhosen, eine weisse elegante Bluse mit Goldnietenbesatz auf der Brusttasche und ein schmalgeschnittener khakifarbener Blazer. Auch sie hat mir meine Beobachtungen bestätigt und mir erklärt, dass die Chilenen sich erst so in den letzten 3-5 Jahren begonnen haben für Mode und Style zu interessieren, und auch nur diejenigen die es sich zeit-und geldtechnisch leisten können. Es kann gut möglich sein dass dieser mangelnde Individualismus noch mit der Diktatur unter Pinochet zusammenhängt, welche 1990 zu Ende ging. Man ist immer noch programmiert ein Teil der grossen Masse zu sein, um nicht aufzufallen.
Nach und nach schlägt das Modeinteresse langsam grössere Wellen und in den nächsten zehn Jahren wird auch bestimmt dieses Land stiltechnisch eine grosse Entwicklung durchmachen.
Zurück zu Andrea: Sie hat auch mit ihrer Frisur, lange Haare und ein gewagter Pony überzeugt, deshalb habe ich sie um einen Friseurtipp gefragt, denn ich habe mir fest vorgenommen mir in Santiago einen neuen Haarschnitt verpassen zu lassen. Sie hat mir wie aus der Pistole geschossen „Mi Lady Señorita“ (http://miladysenorita.cl) empfohlen. Sie und alle Ihre Freundinnen schwören auf diesen Salon. Darüber berichte ich Euch in meinem nächsten Beitrag.
Bis dann! Eure Jesca