Sie hat sich nicht einfach nur «selbstständig» gemacht; nein, sie hat ihre Sachen gepackt, ist nach Mexiko gereist und wurde plötzlich zu einer gefragten Tänzerin und Zirkusartistin in Mexiko: meine Freundin Isabelle Dali.
Wenn ich über ihr Leben nachdenke oder ihre Bilder auf Instagram sehe, bleibt mir vor Bewunderung und Respekt immer wieder die Spucke weg!
Wir haben uns 2010 kennengerlernt, als ich über Ron Orp Tänzer und Tänzerinnen für ein Music Video gesucht habe. Isabelle hat sich auf mein Inserat gemeldet und die Chemie war sofort da.
Es ist eine wunderbare Freundschaft entstanden, die noch bis heute anhält, auch wenn uns Tausende von Kilometern trennen.
Es versteht sich wohl von selbst, dass ich dieses Bossbabe in meiner Serie «Selbstständig werden» interviewe.
Wie lange bist Du schon selbstständig erwerbend und mit was verdienst Du genau Dein Geld?
Ich bin seit 2013 freischaffend. Vor einem Jahr wäre meine Antwort, bezüglich dem, womit ich mein Geld verdiene, wohl noch ganz anders ausgefallen, aber die Pandemie hat vieles verändert. Veränderungen, ob gewollt oder nicht gewollt, bringen immer Chancen mit sich. Diese bin ich nun gerade am entdecken und befinde mich deshalb in einer Umbruchphase.
Bis zum Beginn der Corona-Krise war mein Hauptberuf Luftakrobatin, Tänzerin und Tanzlehrerin.
Aktuell sind jedoch weder Zirkus- oder Tanzaufführungen möglich und auch Tanzunterricht ist nur online durchführbar. Deshalb konzentriere ich mich darauf, einen neuen Zweig meiner Selbstständigkeit aufzubauen. Ich kann dir noch gar nicht so genau sagen, wie ich mich aktuell beruflich betiteln soll.
Zurzeit verdiene ich mein Geld vor allem durch Unterricht über Zoom. Ich bin meine eigene Methode von Bewegungsunterricht am entwickeln und sie kommt bei meinen Schülern und Schülerinnen wirklich gut an.
Dank Corona unterrichte ich nun international
Dank Corona habe ich das Potential von Zoom kennengelernt. Es ermöglicht mir, nicht nur in Mexiko zu unterrichten, sondern international! Ich habe für den Schweizer Markt zwei Stunden konzipiert: Ein Partnerworkout und eine Stretchingklasse, verbunden mit Meditation und ätherischen Ölen.
Das Partnerworkout ist eine Fitnessklasse mit akrobatischen Elementen und Tanz. Man muss sie nicht unbedingt mit seinem Lebenspartner besuchen, sondern kann auch mit einer guten Freundin oder jemandem aus der Familie trainieren. Bei der Stretchingklasse habe ich momentan nur weibliche Teilnehmerinnen, aber auch Männer sind herzlich willkommen!
Falls Ihr also Interesse habt, meldet Euch bei mir. Dank Zoom hat es noch Platz im Klassenraum!
Nochmals zurück zu meiner Berufsbezeichnung: “Under construcction” wäre wohl momentan der richtige Titel. Ich bin mich gerade am neu erfinden und es ist so unglaublich spannend.
Wie bist Du dazugekommen; war es mehr Zufall, oder ein Plan, eine Vision, eine Strategie?
Seit ich mich erinnern kann, habe ich getanzt. Als Kind war mein grösster Traum in «Cats» zu tanzen.
Verschiedene Umstände haben dann jedoch dazu geführt, dass ich das Tanzen aufgab und eine kaufmännische Lehre absolvierte. Zum Glück brachte mich eine Freundin «zurück auf den richtigen Weg» und ich begann wieder sechs Tage die Woche zu trainieren, eine Tanzausbildung zu machen und schlussendlich alles auf das Tanzen zu setzen.
Ich hatte die Vision, Strassenkindern durch Tanz zu helfen
Im 2012 bin ich nach Mexiko ausgewandert. Einfach so, ich hatte keinen Plan wie ich mein Geld verdienen werde, ich hatte nur die Vision “über den Tanz mit Strassenkindern zu arbeiten”.
Ich habe in den vergangenen acht Jahren mit verschiedenen gemeinnützigen Institutionen zusammengearbeitet.
Zweifellos das prägendste Projekt nahm ich 2017 in Angriff: Guenda Ruu ´Yaa. Es war die Verwirklichung meines Traumes, der Grund weshalb ich nach Mexiko gekommen bin.
Während sechs Monaten durfte ich mit Personen arbeiten, die aus schwierigen Verhältnissen oder Situationen kamen. Eine Tänzerin und gute Freundin von mir reiste extra aus der Schweiz an, um mich zu unterstützen. Wir stellten innerhalb von 2 Wochen das zeitgenössische Stück “Soñamiento” auf die Beine, welches wir mit diesen Personen einstudierten und aufführten.
Durch Tanz können Leben verändert werden
Es war eine sehr intensive Zeit in der wir oftmals an unsere Grenzen stiessen, aber es war einmal mehr der Beweis, dass durch Tanz Leben verändert werden können.
Für mich ist ganz klar, dass dies meine Lebensaufgabe ist. Zurzeit ist Guenda Ruu ´Yaa in Pause; aber ich weiss heute, dass alles seine Zeit hat und freue mich darauf, wenn es weiter geht.
Ich stürzte mich in die Castinglandschaft von Mexico City
Zurück ins Jahr 2013: Da sich meine Ersparnisse dem Ende zuneigten, musste ich mir langsam Gedanken machen, wie ich Geld verdienen konnte. Ich hab mich in die Castinglandschaft von Mexico City gestürzt und Tanzschulen gesucht, bei denen ich unterrichten könnte. Das war sozusagen der Startschuss in meine Selbstständigkeit. Ein Plan oder sogar Strategie hatte ich also definitiv nicht.
Letztes Jahr wurde ich, ursprünglich aus Einsiedeln, vom Einsiedler Anzeiger portraitiert; falls Ihr noch mehr über mein Abenteuer «Mexiko» erfahren möchtet, findet ihr hier den Link zum Artikel.
Wolltest Du schon immer selbstständig erwerbend sein?
Ich wollte immer nur tanzen, über Selbständigkeit habe ich mir nie Gedanken gemacht, das hat sich einfach so ergeben.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Entscheidung, Dich selbstständig zu machen, reagiert?
Da es nie einen Moment der Entscheidung als solches gab, konnten sie gar nicht wirklich reagieren.
«Richtige» Berufe sind nichts für mich
Ich glaube, dass die meisten gedacht haben, dass mein Abenteuer «Mexiko» irgendwann enden würde, ich zurück in die Schweiz käme und einen “richtigen Beruf” ausüben würde. Aber “richtige» Berufe sind nichts für mich!
Gab es einen Schlüsselmoment, wo Du wusstest «Jetzt habe ich es geschafft»?
Es gab verschiedene Momente, bei denen ich auf einer Bühne stand und dachte “Echt jetzt!? Und die bezahlen mich sogar dafür! WOW!”
Als ich mit meinem Luftring über die Manege flog, wusste ich, dass ich meinen Kindheitstraum verwirklicht habe
Der Moment, in dem ich wusste, dass ich meinen Kindheitstraum verwirklicht hatte, war jener, als ich zum ersten Mal mit meinem Luftring über die Manege des Circo Atayde flog.
Aber ein “Ich habe es geschafft” gibt es, glaube ich, so gar nicht. Nach jedem erreichten Ziel kommen zig neue auf! Das passiert mir genau in diesem Moment wieder einmal: den Traum der Bühne und Manege habe ich mir erfüllt, nun bin ich bereit für die Realisation der nächsten Träume und Ziele.
Was waren die grössten Hürden auf diesem Weg?
Das Schwierigste beim Freelancen ist das unregelmässige Einkommen. Wenn man festangestellt ist, ist man sich gewohnt, dass das Konto jeden Monat mit einem fixen Betrag gefüttert wird.
Das Schwierige ist, kein festes Einkommen zu haben
Als Selbständige verdienst du in einem Monat vielleicht eine riesige Summe, aber im nächsten gar nichts. Das war für mich die grösste Schwierigkeit: Zu lernen mein Geld einzuteilen und nicht in Panik geraten, wenn ich mal keine Aufträge in Aussicht habe.
Was sind die schönsten Momente in Deinem Berufsalltag?
Es gibt so viele schönste Momente: Menschen zu begleiten, die Fortschritte meiner Schüler zu beobachten, der Applaus nach einer Vorführung…
Das Allerschönste aber ist, jeden Morgen aufzustehen und zu wissen, dass ich meinen Traum lebe.
Denkst Du, es ist schwieriger, sich als selbstständig erwerbende Frau zu behaupten? Gibt es eventuell auch Vorteile, oder hast Du das Gefühl, dass das Geschlecht keine Rolle spielt?
Ich habe glücklicherweise die Erfahrung gemacht, dass das Geschlecht in meinem Berufsfeld keine Rolle spielt.
Was würdest Du Frauen empfehlen, die sich gerne selbstständig machen möchten?
Du brauchst Ausdauer. Sei dir bewusst, dass der Erfolg in den wenigsten Fällen von heute auf morgen kommt. Es gibt immer wieder temporäre Tiefs, aber die einzige wirkliche Niederlage ist, wenn du aufgibst.
Setze dir ein grosses Ziel, teile dieses in viele kleine Ziele auf. Und mega wichtig, feiere deine kleinen Erfolge!
Gibt es etwas, was Du uns gerne auf den Weg mitgeben möchtest?
Impossible is just an opinion! Wer dir sagt, es geht nicht, der spricht von seinen eigenen Grenzen, nicht von deinen.
Danke Dir, liebe Isabelle, für den spannenden Einblick in Deinen selbstständige Berufsalltag!
Wenn Ihr gerne Isabelles Partnerworkout oder Stretchingstunde ausprobieren möchtet, dann schreibt Ihr doch auf Instagram, oder ihr dürft auch mich kontaktieren und ich koordiniere es gerne für Euch!