Luna hat den wohl schönsten Foodtruck der Schweiz – den aperolino – ein dreirädriger Piaggio.
Luna und ich haben uns am Zürcher Flughafen kennengelernt. Sie war mit einer guten Bekannten von mir auf dem Weg nach Barcelona, genau wie ich. Da ich noch keine Unterkunft gebucht hatte, luden sie mich spontan ein, mich bei ihnen einzuquartieren. Wir fanden heraus, dass Luna auch aus Männedorf ist, jedoch später zugezogen, als ich bereits in Zürich zur Schule ging, deshalb kannten wir uns nicht.
Damals war Luna bereits in der Gastronomie tätig, jedoch im Angestelltenverhältnis. Über die sozialen Medien konnte ich die Anfänge von aperolino genau verfolgen und auch, wie sich der Erfolg des süssen Foodtrucks einstellte und die Berg- und Talfahrt während der Pandemie.
Die Foodtruck-Inhaberin Luna ist eine Kämpferin durch und durch. Sie betreibt den aperolino mit so viel Leidenschaft und Einsatz, wie ich es selten bei einer selbstständig erwerbenden Frau gesehen habe. Deshalb wollte ich mehr wissen, und lud sie zum Interview für meine Interview-Serie «Selbstständig werden» ein.
Wie lange bist Du schon selbstständig erwerbend und womit verdienst Du genau Dein Geld?
Seit 2016 bin ich mit meinem rollendem Dreirad alias Foodtruck alias «aperolino» auf den Schweizer Strassen unterwegs. Ich mache hauptsächlich Caterings für Hochzeiten, Geburtstage und Firmenevents.
Wie bist Du dazugekommen; war es mehr Zufall, oder ein Plan, eine Vision, eine Strategie?
Es war schon immer mein Traum mich in der Gastronomie selbstständig zu machen. Ich bin eine absolute Vollblutgastronomin und liebe die Dienstleistungsbranche. Durch meine vielen Reisen hab ich die Liebe zu Foodtrucks und Streetfood entdeckt.
Ich glaube nicht an Zufälle
Dass ich selber mal einen Foodtruck als Cateringunternehmen gründe und so führe wie heute, war jedoch eher ein Zufall. Obwohl, eigentlich glaube ich nicht so an Zufälle; eher an Schicksal.
Ich bin über die Möglichkeit gestolpert einen Piaggio APE zu kaufen und habe die Gelegenheit am Schopf gepackt. Damals war ich in die Foodtruck-Branche gerutscht, als ich einem deutschen Gastrounternehmen geholfen hatte in der Schweiz Fuss zu fassen.
Wolltest Du schon immer selbstständig erwerbend sein?
Das kann ich nur mit einem klaren Ja beantworten. Die Selbstständigkeit bedeutet für mich, dass ich etwas genau so umsetzen kann, wie ich es mir vorstelle, aber auch selbst für meinen Erfolg verantwortlich zu sein, und alle Konsequenzen meines Handelns zu tragen.
Wie hat Dein Umfeld auf Deine Entscheidung, Dich selbstständig zu machen, reagiert?
Die Menschen die mich gut und lange kennen, wussten, dass es die richtige Entscheidung ist. Natürlich gab es auch Skeptiker; die gibt es bis heute, aber denen möchte ich keine grosse Beachtung schenken. Ich habe das Gefühl, dass das oft auch mit einem gewissen Neid verbunden ist.
Ich glaube, dass mein Konzept von Anfang an das Richtige war
Ich glaube jedoch, dass mein Konzept von Anfang an genau richtig war: Es gab zwar bereits einige Foodtrucks und Streetfood-Anbieter in der Schweiz, aber ich wollte mich von der Masse abheben und Foodtruck-Caterings anbieten und so meine beiden Leidenschaften, das Reisen und das Essen verbinden.
Gab es einen Schlüsselmoment, wo Du wusstest «Jetzt habe ich es geschafft»?
Ich würde sagen, es war im ersten Herbst 2016 als eine Zeitung über mich und aperolino geschrieben hat und mich daraufhin verschiedene bekannte Firmen buchten. Durch den Artikel wurde mir eine wichtige Tür geöffnet, die bis heute offen steht. Dafür bin ich sehr dankbar.
Was waren die grössten Hürden auf diesem Weg?
Das Schwierigste ist definitiv, den Ablauf und die Koordination richtig zu planen. Anfangs war das gar nicht so einfach, ein Catering für 150 Personen so zu verpacken und verstauen, dass es in meinem kleinen Piaggio APE Platz hat.
Auch der Aufbau und der Umgang mit der Nervosität mussten gelernt werden. Genauso wie Kenntnisse über diese Art von Auto, beziehungsweise Töff und was man macht, wenn er eine Panne hat.
Die allergrösste Herausforderung ist und bleibt die Pandemie
Aber die allergrösste Herausforderung ist und bleibt Corona, und damit meine ich nicht das Bier…
Ich versuche aber jede Hürde als Chance zu sehen, und so habe ich beispielsweise einen kleinen Hofladen in Winterthur eröffnet, in dem man die aperolino-Spezialitäten, wie meine hausgemachten Würste oder Gewürzmischungen, für zu Hause kaufen kann und einen Webshop integriert.
Was sind die schönsten Momente in Deinem Berufsalltag?
Ich liebe es, einen Teil davon zu sein, wenn Menschen Ihren wichtigsten Tag feiern, egal ob Hochzeit, Geburtstag oder andere Events. Ich liebe das Funkeln in den Augen, wenn sich meine Gäste freuen und einfach am Geniessen sind.
Da ich wirklich jedesmal an einem neuen Ort bin, mit neuen Gästen und Kunden, begegne ich den verschiedensten Menschen in der ganzen Schweiz. Dies macht meine Arbeit unheimlich interessant, vielfältig und abwechslungsreich.
Ich bin immer wieder von Neuem überrascht. Jeder Event ist auf seine Art und Weise speziell.
Einen Alltag, so wie man ihn kennt, habe ich also nicht, denn es ist immer ein neues Erlebnis und macht genau deshalb so viel Spass und ist einfach schön.
Denkst Du, es ist schwieriger, sich als selbstständig erwerbende Frau zu behaupten? Gibt es eventuell auch Vorteile, oder hast Du das Gefühl, dass das Geschlecht keine Rolle spielt?
Ich denke, dass es tendenziell schwieriger ist, aber auch sehr auf die Branche ankommt.
Gerade in meinem Umfeld sind selbstständige Frauen eher selten. Gerne hätte ich ein paar mehr!
Bei den Footrucks hierzulande sehe ich fast nur Männer oder Paare. Einfrau-Unternehmen eher nicht, ich glaube sogar dass ich die Einzige bin, die Catering so macht, oder zeigst Du mir eine? Das wäre toll; ich würde mich gerne austauschen!
Ich fände es schön, wenn mehr Frauen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, auch mit einem Kind ist es möglich; ich habe einen achtjährigen Sohn und kann das Mama- und Geschäftsfrau sein, sehr gut kombinieren.
Vielen Frauen und Mütter haben das Gefühl, sie könnten dies nicht oder müssen nur noch Mutter sein- es geht auch Beides, liebe Ladys, und zwar super; das Multitasking-Gen hilf uns dabei enorm!
Was würdest Du Frauen empfehlen, die sich gerne selbstständig machen möchten?
Folgt vor allem Eurem Herzen, es zeigt Euch den Weg. Wirklich. Wenn Ihr eine Idee habt und überzeugt seit davon, nichts wie los!
Und lasst Euch nicht von diesem Weg abbringen, egal wer was dazu sagt. Meinungen einholen ist immer gut und auch wichtig, aber am Wichtigsten ist es, Euch auf Euer Bauchgefühl zu verlassen.
Es wird immer Kritiker oder Neider geben, von Ihnen könnt Ihr lernen.
Gibt es etwas, was Du uns gerne auf den Weg mitgeben möchtest?
aperolino bringt Dein Appetit ins Rollen…
Wenn Ihr einen Geburtstag, eine Hochzeit oder sonst ein Fest plant, dann würde ich mich riesig freuen, zusammen mit meinem aperolino Euch dabei kulinarisch verwöhnen zu dürfen. Ich biete übrigens nicht nur Food an, sondern auch leckere Cocktails…in diesem Sinne: Bis bald!